Die Rapunzel Welt
Auf dem Betriebsgelände der Rapunzel Naturkost GmbH in Legau ist nach dreijähriger Bauzeit ein Besucherzentrum als begehbare Gebäudeskulptur entstanden.
Das neue Besucherzentrum ist öffentlich und einladend konzipiert und soll das Leitmotiv von Rapunzel „Wir machen Bio aus Liebe“ für die Besucher erlebbar machen. Ein Haus voller Entdeckungen, das mit abwechslungsreicher und emotionaler Wissensvermittlung die Gäste zum Verweilen und Mitmachen einlädt.
Die adressbildend geformte Gebäudeskulptur empfängt jeden Besucher von weitem durch den nördlichen Hochpunkt – den Rapunzelturm. Der Märchengarten umspielt das Haus und erstreckt sich bis auf das Dach. Eine offene und einladend begehbare Skulptur an deren Ende das Krähennest den Ausblick in die Landschaft ermöglicht. Begleitet wird die Geste durch das große, schwebende alles überspannende Dach, das sich wie ein umlaufendes Band um das Besucherzentrum legt, Aus- und Einblicke jedoch nicht begrenzt. Ein Gebäude mit vielen ÜberraschungenDie neue Rapunzel Welt macht das Leitmotiv des Unternehmens mit allen Sinnen erlebbar. In der Ausstellung erfährt der Besucher an interaktiven Stationen Wissenswertes zum Anbau, Fairen Handel und der Herstellung sowie zur nachhaltigen Lebensweise. Die Kaffeerösterei ist so gestaltet, dass man bei der Röstung und Verarbeitung zuschauen kann inklusive dem herrlichen Caféduft. Der Zopf der Rapunzel in Form einer großen, gewendelten Holztreppe verbindet alle Geschosse vom Weinkeller über die Ausstellung bis zur Dachterrasse mit ihrem herrlichen Rundumblick. Neben der Bäckerei und dem Bio-Markt gibt es noch viele weitere Räume zu entdecken für Schulungen, Yoga und andere Aktionen. Durch den spielerisch gestalteten Märchengarten gelangt man zum Tropenhaus, in dem man den Kaffeepflanzen beim Wachsen zusehen kann. Neben dem Offensichtlichem, dem Großen, sind es aber auch die vielen kleinen Details, wie die kupfernen Regenfallrohre ineinander-greifender Töpfe, oder die spielerisch versetzten Dachziegel, jeder mit seiner eigenen Farbnuance, welche zum besonderen Charakter der Rapunzelwelt beitragen.
Wie ein umlaufendes, schwebendes Band legt sich die mit Ziegel bedeckte Holzdachkonstruktion um die dreigliedrige Gebäudestruktur. Nur im Turmbereich reicht die Konstruktion bis auf den Boden und hebt sich ansonsten ringsum ab. Die umlaufende Glasfassade im Erdgeschoss bleibt maximal frei und transparent, um Einblicke zuzulassen und eine Vielzahl an Ein- und Ausgängen zu erlauben. Für gezielte Ausblicke und eine natürliche Belichtung der oberen Geschosse sorgen umlaufend platzierte Gaubenfenster.
Die organisch geschwungene Form entsteht durch drei in den Naturraum gestreckte Gebäudeflügel, die jeweils unterschiedliche Nutzungsbereiche beinhalten. Der öffentliche Bereich mit der hölzernen Wendeltreppenskulptur liegt im Zentrum der Rapunzel Welt.
Die natürlichen Kreisläufe der Natur zu beachten ist eine Grundlage des ökologischen Landbaus. In der Ausstellung des Besucherzentrums erfährt der Besucher alles über die Teilaspekte gesunder Ernährung, über deren Anbau und Verarbeitung.
Diesem Grundsatz einer ökologischen Kreislaufwirtschaft haben wir uns auch in der Architektur der Rapunzel Welt verpflichtet. Natürliche und nachwachsende Baustoffe wie Holz und Ton wurden eingesetzt und die Haustechnik auf ein notwendiges Minimum reduziert.
Kein Styropor wurde für die Dämmung und den Unterboden verwendet, sondern recycleter Schaumglasschotter. Alle Materialien, Farben und Beschichtungen sind mineralisch und ökologisch sorgsam gewählt.
Im Besucherzentrum wird das Tageslicht genutzt und weitestgehend auf mechanische Klimatisierung verzichtet. Hier wurde genutzt was uns die Natur vor Ort als Mikroklima zur Verfügung stellt, um ein robustes und damit dauerhaftes Haus zu errichten, das mit der Natur und nicht gegen die Natur arbeitet.
Regionale Baumaterialien
Alle Handwerksbetriebe, die bei der Errichtung der Rapunzelwelt mitgewirkt haben sind in der unmittelbaren Nachbarschaft Legau´s beheimatet. Vom heimischen Holz bis zum benachbarten Kieswerk konnte auf lokale Materialien zurückgegriffen werden, um die ökologischen Auswirkungen langer Transportwege gering zu halten. Lediglich für die Rapunzeltreppe und die fein engobierten Ziegel mussten wir auf entferntere Partner zurückgreifen, da in der Ziegelbrennerei in der Schweiz noch alte Brennöfen eine besondere Art der Engobierung zulassen.
So stärkt das Gebäude nicht nur die Region, sondern hilft der Umwelt durch Vermeidung von Emissionen und Ressourcenverbrauch im Transport.
Eine nachhaltige Rapunzel Welt
Die Lage und Anordnung der Räume und die Fensteröffnungen wurden nach mikroklimatischen Gesichtspunkten festgelegt. Der weite Dachüberstand sorgt für eine natürliche Verschattung der tageslichtoptimierten Räume. Die Belüftung ist natürlich. Lediglich die Bereiche der Rösterei müssen noch mechanisch belüftet werden, da hier die Wärmelasten ein Normalmaß überschreiten. Das Gebäude wurde an das schon gute Nahwärmenetz und die solare Stromgewinnung von Rapunzel angeschlossen. Eine Ökobilanz wurde erstellt und bei der Wahl der Materialen waren die eingebundene Energie, die Wiederverwertbarkeit und der Transport entscheidende Faktoren. Nachwachsenden oder wiederverwertbaren Baustoffen wurde, wann immer möglich, der Vorzug gegeben.
Die ganz aus Holz gefertigte Wendeltreppe ist das Herz- und Verbindungsstück der Rapunzel Welt. Im Erdgeschoss beginnt die ca 12 Tonnen schwere und rund 14,5 Meter hohe dreifach gewendelte und freitragende Wangentreppe.
Das primäre Tragelement der Wendeltreppe bilden die in der Brüstung integrierten Treppenwangen aus gekrümmtem Furnierschichtholz mit 15cm Stärke. Sie sind zur Reduktion der Schwingungsanfälligkeit an den Podesten über Schlitzbleche biegesteif mit der Betonkonstruktion verbunden und bestehen aus Eichen- und Fichtenfurnierlagen mit unterschiedlicher Orientierung nach den statischen Anforderungen. Die äußere Furnierlage besteht dabei aus Eichenholz. Sie ist mit vertikaler Faserrichtung angeordnet und gibt der Treppe ihr spezifisches Erscheinungsbild. Die Setz- und Trittstufen (Kerto bzw. BSH) wurden durch eine ausgeklügelte Verbindungsmittelanordnung mit den tragenden Wangen verbunden, um die dreidimensionale Tragwirkung und die Einspannung zwischen den Geschoßebenen zu erzeugen.
Die Herstellung erfolgte in einzelnen Segmenten mit bis zu acht Stufen. Hierbei wurden zunächst die Furniere der Wangen gekrümmt auf vorgefertigten Formen verleimt und anschließend mit einer CNC-gesteuerten Fräse bearbeitet. Danach wurden die äußere und die innere Wange mit den Setzstufen zusammengefügt und schließlich die Trittstufen eingesetzt.