Offen, einfach, ressourcenschonend und für den Menschen: Der Neubau der Alnatura Arbeitswelt
In Darmstadt ist mit der Alnatura Arbeitswelt ein architektonischer Meilenstein in puncto Nachhaltigkeit, Materialeffizienz, Offenheit und moderner Arbeitsformen entstanden. Zu den Besonderheiten des von haascookzemmrich STUDIO2050 konzipierten Gebäudes am Alnatura Campus, zählt der Einsatz einer innovativen Stampflehmfassade, die weltweit erstmals mit einer geothermischen Wandheizung belegt wurde. Außergewöhnlich ist auch die schallwirksame Holzlamellendecke, die das Atrium und die komplett offen gehaltenen Büroflächen überspannt.
Das Gebäude auf dem Grundstück der ehemaligen Kelley-Barracks, bei dem kaum etwas an ein herkömmliches Bürohaus erinnert, bietet auf drei Etagen mit einer Fläche von ca. 10.000 Quadratmetern Platz für bis zu 500 Mitarbeiter. Architektonisch soll das Haus nicht beeindrucken, sondern einladen. Es ist offen für die Umgebung, für neue Einfälle, für Menschen. Eine Werkstatt für Ideen, die durch ihre Einfachheit besticht.
Wer in das Atrium der neuen Alnatura Arbeitswelt tritt, fühlt sich beinahe wie unter freiem Himmel. Das lichtdurchflutete Holzdach und die transparenten Stirnfassaden lassen so viel Sonnenlicht hereinströmen, dass der gesamte Innenraum taghell erleuchtet wird.Ganz gleich, auf welcher Ebene man sich befindet, der Blick ist von allen Standpunkten spannend und abwechslungsreich. Treppen, Brücken und Stege schaffen Verbindungen und bereichern das räumliche Erleben. Die Dachschrägen umschließen das Atrium, ohne den Raum zu begrenzen.
Die Arbeitswelt verliert sich nicht in einzelnen Abteilungen, abgeschlossenen Räumen und unübersichtlichen Gängen: Es ist ein großer Raum, der sich vom Erdgeschoss bis unter das Dach, zwischen den Fassaden ohne störende Trennwände aufspannt, der den Mitarbeitern und dem Unternehmen eine unbegrenzte Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten bietet und mit dem Dogma starrer Bürostrukturen bricht. Es existiert eine Vielfalt an Räumen, die eine lebendige und flexible Arbeitsatmosphäre ermöglichen. Mit akustisch wirksamen Vorhängen können Besprechungsbereiche bei Bedarf abgetrennt werden. Zudem befinden sich auf allen Ebenen offene Teeküchen, die von den interfunktionalen Teams als Besprechungsorte genutzt werden können. Der Übergang zwischen öffentlichem und internem Bereich ist fließend. So funktioniert das Erdgeschoss als Treffpunkt, der die unkomplizierte Begegnung von Besuchern und Mitarbeitern ermöglicht.
Für die besonderen akustischen Herausforderungen des offenen Gebäudes wurden unter anderem Absorberstreifen in die Betondecke eingelegt. Die geschäumte Betonstruktur der in den Rohbau eingelegten Fertigteile sorgt für eine wirksame Brechung der Schallwellen und trägt wesentlich zur Bedämpfung der Arbeitswelt bei. Das Holzdach mit der schallwirksamen Holzlammellendecke ist ein weiterer wichtiger Baustein. Zusätzlich wirken die hölzerne Fensterrahmung und die Mikroperforierung der Kernwandverkleidung dämpfend auf den Raum. Auch die offenporige Struktur der Stampflehmwand trägt zu der guten Geräuschkulisse des Hauses bei.
Das Gebäude wird ganzjährig natürlich belüftet und verzichtet vollständig auf ressourcenverbrauchende und wartungsintensive Klima- und Lüftungsgeräte. Hierfür nutzt die Arbeitswelt den westlich gelegenen Kiefernwald als Quelle für Frischluft, die über zwei Ansaugtürme am Waldrand in einen Erdkanal geleitet und von dort ins Gebäude geführt wird. Für den Antrieb des Luftstroms sorgt der Kamineffekt des Atriums, eine Thermik die sich unter dem Oberlichtband einstellt.
Da die Zuluft des Erdkanals auf natürliche Weise vorkonditioniert ist, ist der zusätzliche Heiz- und Kühlbedarf des Gebäudes sehr gering. Die Speichermasse der 69 cm dicken Lehmwände und der Betondecke sorgen für ein stabiles, ausgeglichenes Temperaturniveau. An heißen Sommertagen helfen die hohen Räume und die Verdunstungskühlung des Lehms, Wärmeinseln im Arbeitsbereich zu vermeiden.
Die Alnatura Arbeitswelt folgt den Grundsätzen einer ganzheitlichen, nachhaltigen Architektur, was sich unter anderem in der DGNB Zertifizierung in Platin ausdrückt. Es ist ein hochleistungsfähiges Haus mit einem geringen Energieverbrauch und optimiertem Innenkomfort, das ressourcenschonend unter dem Einsatz natürlicher und wiederverwendeter Materialien entstanden ist. Der Einsatz ökologisch unbedenklicher Baustoffe führt zu einer Reduktion der mit dem Bau verbundenen Umwelteinwirkungen und verbessert wesentlich die Ökobilanz eines Gebäudes. Mit der Vermeidung von umweltschädlichen Anteilen in Baustoffen können auch hohe Kosten bei der Entsorgung präventiv vermieden werden. Ebenso kann mit dem Einsatz von emissionsarmen Baustoffen das Risiko einer gesundheitlichen Beeinträchtigung der Nutzer verringert werden.
Die Lage und die Ausrichtung des Gebäudes wurden behutsam nach mikroklimatischen Gesichtspunkten festgelegt. Um bestmögliche Tageslichtbedingungen im Inneren der Arbeitswelt zu bieten ist es mit seinen Längsseiten Nord/Süd orientiert. Damit wird sichergestellt, dass durch das Oberlichtband des Atriums reines Nordlicht ins Gebäude geleitet wird. Ungewollte solare Wärmegewinne werden so vermieden.
Campus 360 GmbH